Abgeschlossene Forschungsprojekte

Family Health Teams

Während einer einwöchigen Hospitation in verschiedenen Family Health Teams (FHT) und in einem Community Health Centre (CHC) in Ontario, Kanada, wurde den dortigen Mitarbeitern bei ihrer Arbeit "über die Schulter" geschaut und Interviews mit verschiedenen Berufsgruppen der Teams geführt.

Fragmentierung der Versorgung, Zunahme von Patienten mit Multimorbidität und hausärztlicher Nachwuchsmangel sind nicht nur in Deutschland bekannte Probleme. Auch das kanadische Gesundheitssystem stand vor ca. 15 Jahren vor ähnlichen Problemen, für die es mittelfristig zukunftsfähige Lösungen zu finden galt. In mehreren Reformvorhaben wurden in Kanada neue Primärversorgungsmodelle finanziell gefördert und erprobt, die u.a. den Fokus auf Allgemein- und Familienmedizin legen, durch neue Vergütungsstrukturen auch Anreize für präventive Leistungen schaffen und weitere Gesundheitsprofessionen, insbesondere aus dem Pflege- und Sozialbereich, in die Versorgung mit einbeziehen. FHT und CHC sind zwei Beispiele solcher Versorgungsmodelle. Sie übernehmen die Primärversorgung einer lokal definierten Bevölkerung, haben also einen Populationsbezug. In ihnen arbeitet ein Team verschiedener Gesundheitsprofessionen mithilfe einer elektronischen Patientenakte strukturiert zusammen. Das breite Aufgabenspektrum der CHC und FHT umfasst präventive Leistungen und Gesundheitsförderung, die Behandlung akuter und die langfristige Versorgung chronischer Erkrankungen, aber auch Rehabilitation und Pflege, in einigen Fällen sogar stationäre Versorgung und Langzeitpflege.

Im Rahmen der Hospitation sollte untersucht werden, welche Elemente der Modelle sich unter Berücksichtigung der gesundheitssystemischen Voraussetzungen prinzipiell auf Deutschland übertragen lassen und welche Probleme bei der Umsetzung zu erwarten sind. Ziel ist, aus den kanadischen Erfahrungen zu lernen und dortige Ansätze zur Sicherstellung der Primärversorgung und Steigerung der Berufsattraktivität für Nachwuchskräfte als Impulse für Deutschland zu nutzen. Derzeit wird eine Publikation zu den Ergebnissen der Hospitation vorbereitet.

Projektlaufzeit: 07/2016

Gefördert durch: Programm Care for Chronic Condition (g-plus - Zentrum im internationalen Gesundheitswesen), Robert Bosch Stiftung

Projektteam:
Dr. med. Antje Erler, MPH
Dr. rer. med. Lisa Ulrich, MPH

Masterplan Gesundheitsversorgung für die AktivRegion Rhein-Wied

Vor dem Hintergrund der rückläufigen hausärztlichen Versorgung und des Alters praktizierender Ärztinnen und Ärzte hat die "AktivRegion Rhein-Wied" in Rheinland-Pfalz im Rahmen des Förderprogramms "Starke Kommunen, starkes Land" (SKSL) ein Projekt zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung in der Region auf den Weg gebracht. Dazu wird auf Basis einer IST-Analyse des Versorgungsangebots und der Bevölkerungsentwicklung ein Masterplan entwickelt, der u.a. Vorschläge für zukunftsfähige Standorte und Organisationsmodelle der Gesundheitsversorgung enthält.

Projektpartner: Quaestio Forschung & Beratung, www.quaestio-fb.de

Projektlaufzeit: 10/2015-07/2016

Gefördert durch: Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Rheinland-Pfalz, Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz

Projektteam:
Dr. med. Antje Erler, MPH

Auf- und Ausbau regionaler Gesundheitsnetze im Landkreis Gießen

Der Fachkräftemangel im ambulanten und pflegerischen Bereich bringt für viele Kommunen und Landkreise die Notwendigkeit mit sich, sich an der Sicherung der regionalen Gesundheitsversorgung zu beteiligen. Um dies zu ermöglichen, ist eine Bestandsaufnahme vorhandener, i.S. der Integrierten Versorgung vernetzungsfähiger Angebote sinnvoll. Außerdem wird eine sektorenübergreifende Organisationsstruktur benötigt, die eine Kommunikationsplattform für beteiligte Akteure schafft und die gemeinsame Abstimmung von Maßnahmen zur Optimierung der regionalen Versorgung ermöglicht. Als Planungsgrundlage können kleinräumige Versorgungsanalysen auf Basis regional verfügbarer Indikatoren dienen, mit denen sich Versorgungsbedarfe und -potenziale abbilden lassen. Das Projekt beinhaltet daher zwei Arbeitspakete:

1. Aufbau einer Organisationsstruktur zur Bildung regionaler Gesundheitsnetze

2. Aufbau eines themenspezifischen Indikatorensets für eine landkreisweite Gesundheitsberichterstattung (Analyse vorhandener Daten für die Durchführung kleinräumiger Versorgungsanalysen; Erprobung eines anhand der Ergebnisse für die Diagnose Demenz entwickelten Indikatorensets; Entwicklung von Lösungsansätzen zur Sicherstellung der Versorgung für dementiell Erkrankte und Angehörige, die mit relevanten Akteuren in der Region umgesetzt werden können).

Projektpartner: Landkreis Gießen, Kreisausschuss, Fachdienst 61, Gesundheitsamt, PMV Forschungsgruppe Köln

Projektlaufzeit: 06/2014-12/2015

Gefördert durch: Hessisches Ministerium für Soziales und Integration, Förderprogramm "Bildung regionaler Gesundheitsnetze"

Projektteam:
Dr. med. Antje Erler, MPH
Linda Barthen, M.Sc.
Dr. rer. med. Lisa Ulrich, MPH