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Abgeschlossene Forschungsprojekte

Räumliche Versorgungsforschung

Hintergrund der Forschungstätigkeit

Im ländlichen Raum sehen wir uns sowohl einer demografischen Alterung der Bevölkerung mit einer entsprechenden Zunahme multimorbider Erkrankungen als auch einer relativer und absoluter Abnahme an Hausärzten/innen gegenüber.

Die Verteilung und Zulassung der Hausärzte/innen wird über die Bedarfsplanung reguliert. Diese wurde ehemals zur Verhinderung einer Ärzteschwemme eingeführt, und basiert auf - hinsichtlich der Versorgungsqualität nicht empirisch ermittelten - Arzt-Einwohner-Verhältniszahlen aus den 90-er Jahren. Die Planung agiert auf der Ebene von Mittelbereichen, die in ihrer Größe zwischen Gemeinde- und Kreisgröße stehen. Sie ist dabei beschränkt auf eine globale Betrachtung der Versorgungssituation innerhalb der Mittelbereichsgrenzen ohne eine differenzierte Betrachtung der realen Versorgungssituation. Während die Landesebene im Zuge der derzeitigen Bedarfsplanung regionalen Gestaltungsspielraum erhält, fehlen gleichzeitig geeignete Werkzeuge, um die Planung realitätsgetreuer zu gestalten.

Dabei ist zu beachten, dass nur die Kenntnis der realen hausärztlichen Einzugsräume im ländlichen Raum sowie Determinanten deren räumlicher Ausbreitung eine realistische Planung ermöglicht. Eine realistische Planung sollte darüber hinaus heute wie zukünftig Aspekte der Versorgungsqualität und Kapazitätsauslastung der Hausärzte/innen in der Planung mit berücksichtigen, da erwartet werden kann, dass sich Versorgungslage und Arbeitsbelastung für die bestehenden Hausärzte/innen durch den Wegfall bisheriger Praxen und die demografische Entwicklung verändert.

Auch der Zugang zur Versorgung sollte erfasst werden, um vulnerable Patientenpopulationen und besondere Barrieren zu identifizieren. Zugang umfasst nicht nur die räumlichen Komponenten Verfügbarkeit und Erreichbarkeit eines Arztes, sondern beinhaltet auch die Annehmbarkeit, Akkommodation und Leistbarkeit der Versorgung. Zu diesen zählen unter anderem die Öffnungszeiten der Praxis, Ausstattung der Praxis, Wartezeiten auf einen Termin, Freundlichkeit des Praxisteams, das Geschlecht des Arztes, kulturell-religiöse und sprachliche Faktoren.

Kleinräumige Evaluation der haus- und augenärztlichen Versorgungssituation in den Kreisen Gotha und Ilm-Kreis

Nach der derzeitigen Bedarfsplanung sind im Landkreis Gotha 18% und im Ilm-Kreis 19% der Hausarztsitze unbesetzt. Der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Thüringen liegen für den Ilm-Kreis sowohl von Hausärzten/innen als auch Patienten/innen Beschwerden über eine unzureichende hausärztliche Versorgungssituation. Für diesen Kreis wurden auch bereits Zwangszuweisungen von Patienten zu Hausarztpraxen praktiziert. Für den Kreis Gotha liegen der KV Thüringen keine Beschwerden vor. Im Kreis Gotha findet sich nach der derzeitigen Bedarfsplanung im Vergleich zu den anderen Kreisen des Bundeslandes auch eine unerklärt hohe Zahl offener Augenarztsitze.


Das Projekt zielt darauf ab, kleinräumig und unter Einbezug von weiteren Versorgungsforschungsaspekten die haus- und augenärztliche Versorgungssituation in beiden Kreisen zu untersuchen. Bestandteil einer Untersuchung sind unter anderem hausärztliche Einzugsräume, die Struktur der Patientenpopulation, die ärztliche Arbeitsbelastung sowie der Zugang der Patienten zum Arzt, bzw. der Praxis.

Projektpartner: Kassenärztliche Vereinigung Thüringen, Hochschule Mainz

Projektlaufzeit: 09/2016 - 04/2018

Gefördert durch: Kassenärztliche Vereinigung Thüringen

Projektteam:
Dr. med. Anne Dahlhaus, M.Sc.Epi. (Projektleitung)
Dr. med. Antje Erler, MPH
Dr. rer. med. Dorothea Lemke
Dr. rer. med. Lisa Ulrich, MPH

Analyse hausärztlicher Einzugsräume

Die Projektarbeit beschäftigt sich mit Charakteristika und Determinanten der Größe und räumlichen Ausbreitung hausärztlicher Einzugsräume im ländlichen Raum sowie der Modellierung hausärztlicher Einzugsräume ausgehend von "floating catchment area"- und "gravity model"-Ansätzen.

Projektpartner: Institut für Raumbezogene Informations- und Messtechnik, Hochschule Mainz

Projektlaufzeit: seit 2012 - 6/2018

Projektteam: Dr. med. Anne Dahlhaus, M.Sc.Epi.

Hausärztlicher Versorgungsbedarf der Bevölkerung (Masterarbeit)

Im Rahmen der Arbeit erfolgt eine Recherche bisheriger Ansätze zur Erfassung des hausärztlichen Versorgungsbedarfs der Bevölkerung sowie von Indikatoren zur Erfassung der hausärztlichen Versorgungsqualität. Davon ausgehend wird ein für die deutsche Bedarfsplanung geeigneter Vorschlag der Operationalisierung des hausärztlichen Versorgungsbedarfs entwickelt und im Rahmen einer Delphi-Runde diskutiert.

Projektlaufzeit: 12/2014 - 08/2015

Projektteam:
Dr. med. Anne Dahlhaus, M.Sc.Epi.
Dr. phil. Corina Güthlin