MedCDS - Entwicklung eines medikationsbezogenen Chronic-Disease-Scores

 Hintergrund und Ziele

In Deutschland steigt aufgrund des demografischen Wandels und von verbesserten Therapieoptionen die Zahl von Menschen mit mehrfachen chronischen Erkrankungen (Multimorbidität). Die medizinische Betreuung dieser Patienten stellt für das Gesundheitswesen eine Herausforderung dar. Häufig nehmen multimorbide Patienten mehr als fünf verschiedene Medikamente gleichzeitig ein (Multimedikation), was aufgrund des Risikos von Neben- und Wechselwirkungen der einzelnen Medikamente kritisch sein kann. Kenntnisse der aktuellen Arzneimitteltherapie eines Patienten ermöglichen Rückschlüsse über den Krankheitszustand von Patienten sowie dessen qualitative und quantitative Beschreibung. Vor diesem Hintergrund ist die Entwicklung von medikationsbezogenen Multimorbiditäts-Scores wichtig, welche auch dann anwendbar sind, wenn Diagnosen nicht verfügbar, inkonsistent oder unzuverlässig sind. Bisherige, v.a. in den USA entwickelte, medikationsbezogene Scores bilden jedoch die aktuelle Behandlungssituation in Deutschland nur ungenügend ab (anderes Arzneimittelsortiment, veraltete Therapierichtlinien, keine Berücksichtigung von Kombinationen).

Ziel dieses Projektes war, einen Score für chronische Erkrankungen für den deutschsprachigen Raum zu entwickeln, mit dem sich die Multimorbidität von älteren ambulanten Patienten anhand der Arzneimittelverordnung charakterisieren lässt, um daraus eine Risikoeinschätzung für das Auftreten relevanter Endpunkte (z.B. Hospitalisierung) vorzunehmen.

 Methode

Es wurden zunächst Bezüge zwischen Einzelkrankheiten und medikamentösen Therapien entwickelt und diese in Kohorten des BMBF-Forschungsverbundes "Gesundheit im Alter" validiert. Anhand der entwickelten Sets chronischer Krankheiten und der zugehörigen Medikation wurden die Kohorten hinsichtlich Multimorbidität charakterisiert und verglichen. Dabei wurden auch Kombinationstherapien (als Indikator für Differenzialdiagnose oder Schweregrad einer Erkrankung) definiert und deren Bezug zum tatsächlichen Endpunkt untersucht. Arzneimittel(kombinationen) mit guten Indikatoreigenschaften bildeten dann die Grundlage für die Entwicklung eines medikationsbezogenen Multimorbiditätsscores. Der Score wird hinsichtlich seiner Voraussagekraft für krankheitsbezogene Endpunkte validiert.

 Beteiligte Studienzentren

  • Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, Universitätsklinikum Heidelberg
    (Gesamtprojektleitung)
  • Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Jena
  • Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität Frankfurt am Main
  • Institut für Epidemiologie I und II, Helmholtz Zentrum München
  • Abteilung Allgemeinmedizin u. Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg
  • Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie, Universität Witten/Herdecke
  • Abteilung Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung, Robert Koch-Institut Berlin
  • Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Universität Leipzig
  • Institut für Biometrie, Medizinische Hochschule Hannover
  • Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • Philipp Klee-Institut für Klinische Pharmakologie, HELIOS Klinikum Wuppertal

 Förderung und Laufzeit

Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Förderkennzeichen 01ET1004B

Laufzeit: 01/2011 - 12/2012

 Ansprechpartner